Bei Nachpflanzungs- und Aussaatversuchen in einem überalterten Apfelquartier wurde versucht, die Bodenmüdigkeit durch verschiedene Bodenbehandlungen oder durch Wechsel der Unterlage zu überwinden. Bodendämpfung führte in Saatbeeten zu vollem, bei Nachpflanzung von Jungbäumen in alte Standstellen zu Teilerfolgen. Mit Schwefelkohlenstoff konnten, abhängig von der Dosis, nur Teilerfolge erzielt werden. Düngung mit Bor und Kupfer, sowie alle anderen Behandlungen blieben ohne Wirkung. Bei den ersten Vergleichs- und Selektionsversuchen auf Empfindlichkeit gegen Bodenmüdigkeit wurden zwar geringe Sortenunterschiede bei Apfel beobachtet, konnte aber bisher keine unempfindliche Art oder Sorte gefunden werden. Birne zeigte sich gegen die von Apfel hervorgerufene Müdigkeit weniger empfindlich als Apfel. Quitte und Scheinquitte waren unempfindlich. In Nachbauversuchen mit jährlicher Erweiterung der Anbaufläche wurde die Wirkung des Müdigkeitsfaktors nicht nur durch Anbau-, sondern auch durch "Erholungs"-Jahre kumulativ erhöht. Durch Gefäßkulturversuche und Beobachtungen in Baumschulen wurden die Untersuchungen ergänzt. Im wesentlichen wurde die Natur der Symptome auf Böden verschiedener Müdigkeitsintensität untersucht. Hierbei wurden vier Wirkungsbereiche des Müdigkeitsfaktors unterschieden: der vitale, der subvitale, der suletale und der letale Bereich. Die Wachtumshemmungen nehmen vom vitalen zum letalen Bereich gleitend zu. Die individuelle Streuung der Wachstumsmerkmale ist auf der Grenze zwischen dem subvitalen und dem subletalen Bereich am größten und nimmt nach beiden Seiten hin ab. Die Müdigkeitssymptome sind in allen Entwicklungsstadien des Apfelbaumes die gleichen: Wachtumshemmung, gestauchter Wuchs mit Rosettenblättrigkeit bzw. basitone Wachstumsverlagerung, Unempfindlichkeit gegen anorganische Düngung, erhöhte Empfindlichkeit gegen Schädlingsbefall und pilzliche oder bakterielle Infektion und erhöhte Empfindlichkeit gegen Mangelerscheinungen. Nach Einordnung der eigenen Ergebnisse in die Literatur wurde versucht, ein Gesamtbild der Erscheinungen zu zeichnen. Hierbei gelang es, die Toxintheorie zur Erklärung der Ursachen der Bodenmüdigkeit bei Apfel als die allein gültige herauszustellen und alle anderen Theorien und Hypothesen auszuschalten. Die bisher strittige Frage, ob Ausscheidung lebender Wurzeln oder Abbauprodukte der toten im Boden gebliebenen Wurzelreste die Ursache der Erscheinung sind, konnte zugunsten der letzteren entschieden werden. Somit sind Entstehung und Abbau des Toxins von den Zersetzungsvorgängen im Boden und damit von einem z.Z. noch unübersehbaren Faktorenkomplex abhängig. Hierdurch wird das unterschiedliche Auftreten der Müdigkeit nach Boden und Gegend, Witterung und Klima u.a. verständlich. Die Eigenschaften des Toxins wurden, soweit sie sich aus den bisher bekannten Tatsachen ableiten lassen, zusammengestellt. Hierbei wurde der abgestuften, zwischenartlichen Spezifität besondere Beachtung geschenkt. Aus der Summe der Beobachtungen wurde geschlossen, daß es sich um einen, wahrscheinlich um mehrere, hochwirksame Hemmstoffe handelt, die qualitativ gleich, quantitativ aber ungleiche physiologische Wirksamkeit besitzen. Abschließend wurde die vordringlichsten offenen Fragen des Problems und Möglichkeiten zu ihrer Bearbeitung erörtert.