Das vorliegende Büchlein befaßt sich mit der Baumart Eibe (Taxus baccata L.). Es soll zum einen grundlegende Information bieten und zum anderen eine ersten Beitrag zu den Möglichkeiten eines forstwirtschaftlichen Anbaues dieser Baumart leisten. Speziell wird näher untersucht, ob die Eibe forstlich angebaut werden kann und ausreichende Erwartungen an einen wirtschaftlichen Nutzen zuläßt. Ausgangspunkt der Untersuchung war der auch heute noch anhaltende Rückgang der natürlichen Eibenvorkommen und die zur Zeit wieder einmal aufflackernden Bemühungen zum Erhalt dieser alten einheimischen Baumart. Der gedanklich neue Ansatz zur Lösung des Problems ist, die Möglichkeit eines forstwirtschaftlichen Anbaus aufzuzeigen und dessen Wirtschaftlichkeit zu prüfen. Ist ein solcher Anbau möglich und sinnvoll, kann die bisher nicht zum Erfolg führende Taktik der reinen Unterschutzstellung der verbliebenen Vorkommen aufgegeben, der Arterhaltung dadurch gesichert und eine Arealwiederbesiedelung begonnen werden. Die Literaturrecherche erbrachte eindeutig, daß die regionale Ausrottung und die massiven Rückgänge der Eibenvorkommen durch unmittelbare und mittelbare menschliche Einflüsse bedingt sind. Unmittelbar hat der Mensch mit einem Schwerpunkt im ausgehenden Mittelalter die Eibenvorkommen wegen des wertvollen Holzes abgenutzt. Dabei kam der Verwendung des Holzes zur Herstellung der früheren Kampf- und Jagdwaffe Bogen eine herausragende Bedeutung zu. Im Zuge der Abnutzungen zu diesem Zweck kam es zu den ersten frühkapitalistischen Monopolvergaben in der mitteleuropäischen Forst- und Holzwirtschaft (46). Desweiteren führte die Giftigkeit der Eibe zum gezielten Aushieb des Baumes. Mittelbar wirkte sich der Einfluß des Menschen ebenfalls sehr nachteilig aus. Aufgrund ihrer ökologischen Eigenschaften und der, wegen ihres geringeren Wachstums, scheinbar nicht gegebenen Wirtschaftlichkeit, verschwanden die verbliebenen Restvorkommen zusehends aus den in Forste umgewandelten Wäldern. Vor allem die hohen Wildbestände, sowohl früher als auch zur Zeit, waren und sind ein sehr gewichtiger mittelbarer Einflußfaktor, durch den die natürliche Regeneration der Eibe verhindert wird. Aufgrund ihrer ökophysiologischen Eigenschaften hat die Eibe in der Vergangenheit sehr unterschiedliche Lebensräume besiedelt und war vermutlich in weiten Teilen Europas verbreitet. Die geregelte Forstwirtschaft der Neuzeit hatte bisher bezüglich einer Holzerzeugung mit der Eibe kein Verlangen. Der Eibe wurde immer ein hierzu unzureichendes Wachstums unterstellt. Nachdem in neuerer Zeit verstärkt die Wertleistung und nicht mehr die Massenleistung im Vordergrund steht, muß aufgrund der hohen Wertigkeit des Eibenholzes die alte Einschätzung neu überdacht werden. Die neuen Untersuchungen weisen darauf hin, daß es durchaus mögliche ist, bei entsprechender Pflege, mit der Eibe in überschaubaren Zeiträumen gut verwertbares Holz zu gewinnen. Dabei steht die Eibe nach einer beispielgebenden Kalkulation anderen heimischen Baumarten in der Wirtschatlichkeit nicht nach. Aufgrund des wenig umfangreichen Untersuchungsmateriales können die aus den Untersuchungsergebnissen abgeleiteten Anbauvorschläge nicht als hoch gesichert betrachtet werden. Das zugrunde liegende Material wurde jedoch aus sehr verschiedenen Klimaten, Standorten und Beständen gewonnen. Die vorgenommenen Analysen des Radialzuwachses legen den Schluß nahe, daß dem Licht als Einflußfaktor eine vorrangige Bedeutung zukommt. Für die abgeleiteten Wachstumsvorhersaen wurden die neu erhobenen mittleren Zuwachswerte verwendet. Da die Beobachtungen an Bäumen erfolgten, die keine besonders günstigen Wachstumsbedingungen hatten, sind die Vorhersagen eher als vorsichtig zu bewerten. Zur Gewinnung von wissenschaftlich gesicherten waldwachstumskundlichen Kenntnissen über die Eibe müssen entsprechende Versuche angelegt werden. Solange keine Ergebnisse von solchen Untersuchungen vorliegen, können die hier ermittelten Hinweise auf das Wachstum der Eibe und die vorgeschlagenen Möglichkeiten des Anbaues dienlich sein. Festzuhalten ist, daß es grundsätzlich möglich uns sinnvoll ist, die Eibe aus forstwirtschaftlichen Gründen anzubauen. In der Vergangenheit war die Eibe wegen ihres Holzes vermutlich die wertvollste einheimische Baumart. Auch künftig könnte sie allein wegen ihres hochwertigen und umfassend verwendbaren Holzes dem Menschen wieder von großem Nutzen sein. Verschiedene Bemühungen seitens des Naturschutzes konnten den Rückgang der Eibenvorkommen bisher nicht aufhalten. Ein bewußt geförderter und verstärkter Anbau der Eibe erreicht dieses Ziel und ermöglicht dazu noch die Wiederbesiedelung der verloren gegangenen ehemaligen Verbreitungsgebiete. Aufgrund ihrer Geschichte kommt der Eibe eine große landeskulturelle Bedeutung zu. Durch ihr Holz hat sie vergangenen Menschengeschlechtern wertvolle Dienste geleistet. Die Einbeziehung der Eibe in die nachhaltige Forstwirtschaft kann das auch für die Zukunft wieder ermöglichen.
907.12 (Schutz von Pflanzen und Bäumen, Schutzgebiete usw.) 232.11 (Versuche mit Holzarten (einschl. Anbauversuchsflächen, Exotenversuche usw.)) 181 (Lebensweise, Autökologie. Waldbauliche Eigenschaften der Bäume) 561 (Zuwachs an Höhe, Durchmesser, Grundfläche, Form und Qualität) 174.2 (Gymnospermae)