Standardsignatur
Titel
Forstentomologische Untersuchungen an Eichen unterschiedlicher Vitalität des Pfälzerwaldes : Dissertation, Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, Fachbereich Biologie
Verfasser
Erscheinungsort
Mainz
Verlag
Johannes Gutenberg-Universität
Erscheinungsjahr
2003
Seiten
108 S.
Illustrationen
zahlr. Lit. Ang.
Material
Monographie
Datensatznummer
137744
Abstract
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden holzbewohnende Käfer an Traubeneichen (Quercus petraea) aus dem Pfälzerwald untersucht. Zu diesem Zweck wurden für die erste Probenserie Untersuchungsbäume aus den Vitalitätsstufen 'vital', 'geschädigt', 'ein Jahr tot' und 'zwei Jahre tot' ausgewählt und in die drei Straten Stammfuß, Kronenansatz und Derbholz unterteilt. In der zweiten Probenserie kamen keine 'vitalen' Stämme mehr zum Einsatz. Die einzelnen Proben wurden im Institut für Zoologie der Johannes Gutenberg-Universität in Fasseklektoren überführt, in denen die holzbewohnenden Käfer ihre Entwicklung beenden und schlüpfen konnten. Die erste Probenserie wurde im Herbst 1998 entnommen, die zweite Serie im darauffolgenden Herbst. Zusätzlich zu diesen Laboruntersuchungen wurden Freilanduntersuchungen mit Stammeklektoren an vier stehenden Eichen im Wald durchgeführt. Die gefangenen Tiere wurden nach Ordnungen sortiert und gezählt, die Käfer nach Möglichkeit bis zur Art bestimmt. Die Ergebnisse der ersten und der zweiten Serie wurden in Abundanzen umgerechnet, um einen Vergleich der Proben untereinander möglich zu machen. Insgesamt wurden aus den Fasseklektoren beider Serien Käfer mit einer Abundanz von 36.990 Ind./m¬ ausgewertet. In den Fallen der Stammeklektoren wurden insgesamt 1.487 Käfer gefunden. Den weitaus größten Teil der Käfer der Fasseklektoren stellen die Borkenkäfer (Scolytidae). Dieses Ergebnis zeigt sich auch in der Betrachtung der Dominanz der einzelnen Arten. In nahezu allen Fällen gehören die Hauptarten zu den Scolytidae. Der mit den Absterbeerscheinungen der Eichen in Verbindung gebrachte Prachtkäfer Agrilus biguttatus F. (Buprestidae) trat in deutlich geringeren Abundanzen auf. Aufgrund seiner Fraßtätigkeit (Ringelung der Larven im Kambialbereich der Bäume) gehört er aber zu den potentiell stark schädigenden Käfern. Neben A. biguttatus sind auch A. sulcicollis und die gefundenen Borkenkäfer in der Lage, vorgeschädigte und geschwächte Eichen zu befallen und noch weiter zu schwächen. Aus waldhygienischen Gründen sollten deshalb regelmäßige Kontrollen durchgeführt werden. Bei erkennbarem Befall sollten die betroffenen Bäume gefällt und aus dem Bestand entfernt werden. Generell sollten gefällte Stämme vor dem Ausflug der Käfer aus dem Bestand entfernt werden, da sie sonst vom Liegeplatz aus weitere Bäume befallen können und die Wirkung des Fällens als waldhygienische Maßnahme zunichte machen. Wenn diese Maßnahme hauptsächlich auf die Verminderung der Ausbreitung der Prachtkäfer zielt, müssen die Stämme bis Mitte oder spätestens bis Ende Mai abgefahren werden. Langfristig können die Vermeidung von nicht- standortgerechtem Eichenanbau und das Anlegen von naturnahen Mischbeständen zu den waldbaulichen Maßnahmen gerechnet werden, die eine Reduktion des Infektionsrisikos zur Folge haben. Auch HELLRIGL (1978) empfiehlt diesen Weg. "Wichtigste Vorbeugungsmaßnahmen liegen im Waldbaulichen, durch Vermeidung von sonnenexponierten Freistellungen und durch standortgemäße Holzartenwahl." Die 'ein Jahr toten' Bäume wiesen die mit Abstand höchste Abundanz an Lebendholzbesiedlern auf. Bäume, die bereits ein Jahr länger tot im Bestand standen, wurden von deutlich weniger Lebendholzbesiedlern befallen, d.h. von 'zwei Jahre toten' Bäumen ging ein geringerer Infektionsdruck aus als von 'ein Jahr toten' Eichen. Im Laufe des Verrottungsprozesses verringert sich diese Gefahr vermutlich noch weiter, da die Holzfeuchte noch weiter abnimmt und die Lebendholzbesiedler keine Nahrungsgrundlage mehr vorfinden. Besonders die Gefahr des Neubefalls durch Agrilus von mindestens zweijährig toten Bäumen besteht kaum, weil zumindest die Larven der ersten Stadien des Prachtkäfers auf lebendes Gewebe angewiesen sind.