Standardsignatur
Titel
Genetik, Ökologie, Forstwirtschaft: Zusammenhänge und Perspektiven
Verfasser
Erscheinungsort
Zürich
Verlag
Schweizerischer Forstverein
Erscheinungsjahr
2010
Seiten
S. 198-206
Illustrationen
3 Abb., 1 Tab., 50 Lit. Ang.
Material
Artikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
Datensatznummer
200166608
Quelle
Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen 2010, 161(6) : Genetische Variation im Wald, S. 198-206
Abstract
Unser Wissen über die genetische Variation von Waldbäumen wächst schneller als je zuvor. Die Eiszeiten und die nacheiszeitliche Rückwanderung haben die genetischen Variationsmuster europäischer Baumarten ebenso geprägt wie der menschliche Einfluss. Moderne molekulargenetische Methoden erlauben die Untersuchung der genetischen Basis der Variation an anpassungsrelevanten und ertragsbestimmenden Merkmalen. Diese Arbeiten bilden die Basis für ein besseres Verständnis der funktionalen Bedeutung innerartlicher Variation für Waldökosysteme. Auf der Grundlage dieser aktuellen Forschungsfelder werden wichtige Anwendungen forstgenetischer Arbeiten skizziert. Die Anlage und Beobachtung von Feldversuchen, komplettiert durch eine molekulare Charakterisierung genetischer Variation an Genen mit ertragsbestimmender Bedeutung, ist auch künftig von grosser Bedeutung. Das Potenzial für die Nutzung transgener Bäume wird dagegen als in Mitteleuropa gering eingeschätzt. Bereits heute lässt sich durch Untersuchung genetischer Marker die Herkunftssicherheit von forstlichem Vermehrungsgut verbessern; entsprechende Methoden werden in Deutschland routinemässig genutzt. Forstgenetik trägt zum Schutz natürlicher Ressourcen nicht nur durch die Entwicklung und Umsetzung von Massnahmen zur Erhaltung genetischer Ressourcen von Waldbäumen bei, sondern auch durch die Bereitstellung von Techniken, die Aussagen über die Herkunft von Holz und anderen Holzprodukten und damit letztlich die Erkennung illegal gehandelten Holzes erlauben. Ein besseres Verständnis von Vorgängen zur Anpassung an den globalen Wandel setzt die Berücksichtigung evolutionärer Prozesse voraus. Handlungsempfehlungen zur Anpassung von Wäldern an den Klimawandel Mitteleuropas müssen daher die genetische Variation
der Baumarten berücksichtigen. Eine weiträumige Verfrachtung von forstlichem Vermehrungsgut von Süd nach Nord kann auf Basis des derzeitigen Wissenstands nicht als generell gültiger Ansatz empfohlen werden, um Anpassung an die Klimaerwärmung zu fördern.