Standardsignatur
Titel
Ist die natuerliche Sukzession eine Entwicklungsalternative fuer die Kalkmagerrasen der Schwaebischen Alb?
Verfasser
Burkhard Beinlich (*)
Daniel Hering (*)
Harald Plachter (*)
Erscheinungsjahr
1995
Seiten
S. 311-336
Illustrationen
43 Lit. Ang.
Material
Unselbständiges Werk
Datensatznummer
200097958
Quelle
Naturschutzkonzept für die Kalkmagerrasen der Mittleren Schwäbischen Alb (Baden-Württemberg)/ Schutz, Nutzung und Entwicklung ; Nr. 83, S. 311-336
Abstract
Von alters her sind die Kalkmagerrasen Wandlungen hinsichtlich der Nutzung unterworfen gewesen; das Brachfallen und Verbuschen ist somit keine Erscheinung, die auf die heutige Zeit beschraenkt ist. Wesentlich bedeutender als die Nutzungsaufgabe mit anschliessender Verbuschung bzw. Verwaldung scheint in der Entwicklungsgeschichte der Magerrasen jedoch die immer wieder erfolgte Nutzungsintensivierung in Form der Feldgraswirtschaft gewesen zu sein. Heute stellt die Sukzession zum Wald die wesentliche Gefaehrdungsursache fuer den Bestand der Kalkmagerrasen dar. Der Verlauf der Sukzession wird von einer Vielzahl von Faktoren (z.B. Vornutzung, Gruendigkeit des Bodens, Wasserhaushalt, Grad der Gehoelzbelastung, Art der Kontakteinheiten, Vermehrungs- und Ausbreitungsmodus der im Gebiet vorhandenen Pflanzen oder das Verhalten bestimmter Tiere) bestimmt und kann so auf vergleichbaren Standorten unterschiedliche Wege einschlagen. Letztendlich laufen die verschiedenen Sukzessionswege aber in einem Sammelstadium - je nach Standort kommt eine der verschiedenen Auspraegungen des Buchenwaldes in Betracht - zusammen. Im Bereich der Alb unterscheiden sich die Sukzessionsverlaeufe auf Kalkmagerweiden in Trauflage deutlich von jenen auf der Albhochflaeche. In Trauflage dominieren Laubgehoelze die Sukzession. Von grosser Bedeutung ist dabei die sich ueber Polykormone ausbreitende Schlehe, die dazu neigt, Reinbestaende auszubilden und nur schwer im Rahme von Pflegemassnahmen zu bekaempfen ist. Die Sukzessionsverlaeufe auf der Alb werden dagegen massgeblich von Nadelgehoelzen (v.a. Kiefer, Fichte und Wachholder) gepraegt. Bei den laubholzdominierten Sukzessionsverlaeufen nimmt die auf der Alb schlechtwuechsige Schlehe nur eine untergeordnete Rolle ein. Gemaehte Kalkmagerrasen und mageres Wirtschaftsgruenland verbuschen nach Nutzungsaufgabe i.d.R. wesentlich langsamer als Weiden. Dies ist massgeblich auf das Fehlen von offenen Bodenstellen als Keimbetten fuer Gehoelzsamen und die starke Verfilzung der Flaechen nach Nutzungseinstellung zurueckzufuehren. Da unter den Verhaeltnissen der Albhochflaeche im Verlaufe der Sukzession keine Folgestadien entstehen, die auch nur annaehernd die Wertigkeit regelmaessig schafbeweideter, offener Kalkmagerrasen erreichen wuerden und ausserdem die Implementierung aehnlicher Sukzessionsablaeufe auch auf anderen brachfallenden Flaechen moeglich ist, kann die Sukzession aus naturschutzfachlicher Sicht keine Entwicklungsalternative fuer die Kalkmagerrasen darstellen. Dagegen spricht auch der hohe Anteil der bereits vorhandenen Sukzessionswaelder im Verhaeltnis zu intakten Kalkmagerrasen auf der Alb - im Schnitt liegt er bei den fuenf daraufhin ausgewerteten Forstaemtern bei ca. 57%.