- Standardsignatur13466
- TitelBiodiversität und waldbauliche Behandlung von Edelkastanienwäldern
- VerfasserErnst Segatz
- Seiten82-92
- MaterialArtikel aus einer Zeitschrift
- Datensatznummer200204688
- QuelleBeiträge zur Edelkastanie ; 81 (2018) , 82-92
- AbstractSchlüsselwörter: Edelkastanie, Biodiversität, Tiefwurzler, Niederwald, Mittelwald, Altbestände, Biotopstrukturen,
Totholzstrategie, Höhlenbäume, ökologische Einnischung, Pilze, Flechten, Moose, Totholzkäfer
In der vorliegenden Abhandlung wird der Versuch unternommen, sich den objektiven Gegebenheiten bezüglich des Beitrags der Edelkastanie zur Biodiversität in unseren Wäldern und in der Landschaft anhand von Erkenntnissen und Untersuchungsergebnissen aus dem INTERREG-Projekt »Die Edelkastanie am Oberrhein« anzunähern. Neben der Beschreibung von Aspekten der Beeinflussung des Standorts durch den Baum und von Besonderheiten der Fortpflanzungsökologie in Bezug auf die Insekten wird zudem versucht, die ökologischen Auswirkungen unterschiedlicher waldbaulicher Behandlungsmodelle grob zu skizzieren. Die Möglichkeiten, die die Edelkastanie für die Umsetzung eines Biotopholz-, Altholz- und Totholzprojekts bietet, werden anhand der dafür geschaffenen Elemente diskutiert. Ausführlich werden Organismengruppen wie Pilze, Flechten und Moose sowie Totholzkäfer behandelt, die Hinweise auf das Einfügungsvermögen der Baumart in bestehende Waldökosysteme geben können.
Mit Edelkastanie zusammenlebende Käfer: An vier Edelkastanienstandorten in der nördlichen
Oberrheinebene bei Freinsheim und am Haardtrand bei Edenkoben führte F. Köhler im Jahr 2012 im Auftrag
der FAWF Rheinland-Pfalz eine Bestandserfassung der Totholzkäfer (Coleoptera) durch. Die Altersspanne der
untersuchten Bäume reichte von einem ca. 50-jährigen Jungbestand bis zu über 300-jährigen Edelkastanien in
einem Edelkastanienhain mit ca. 24 Altbäumen (Köhler 2016). Zur Untersuchung wurde das Standardmethodenprogramm der rheinland-pfälzischen Naturwaldforschung aus Flugfallen, Leimringen, Totholzgesiebe und Klopstockfängen eingesetzt, lokal ergänzt um weitere Techniken wie Baumhöhleneklektoren, Lichtfallen, Flugköderfallen, Bodenfallen und Autokescher. Abbildung 14: Cardiophorus gramineus, mit Ameisen
zusammenlebend Foto: F. Köhler 131 Proben enthielten 29.076 vollständig bis auf Artniveau bestimmte Käfer. An den vier Standorten wurden zwischen 278 und 571 Käferarten gefunden, insgesamt 1.002 Käferarten (Abbildungen 14, 15 und 16). Köhler (2016) wies neben neun sogenannten Urwald- Reliktarten an Edelkastanie 182 Vertreter der Roten Liste Deutschlands nach, darunter viele hochgradig gefährdete Baummulm- und Baumhöhlenbewohner.
Lediglich rund 45 % der Käferarten sind an Waldbiotope gebunden, wobei ein auffällig hoher Anteil lichte
Gehölzstrukturen bevorzugt (Köhler 2016) ein Hinweis auf die Behandlung alter Bestände unter dem Aspekt
der Artenvielfalt. 200 Offenlandbewohner hängen mit der starken Auflichtung dreier Untersuchungsbestände zusammen. 329 Arten sind an Totholz gebunden, 103 Arten davon leben lignicol (Holzkäfer), 100 corticol (Rindenkäfer) oder succicol (Saftkäfer) und 55 Arten polyporicol (Pilzkäfer), 71 Arten sind xylodetriticol (Mulmkäfer)
oder xylonidicol (Nestkäfer) (Köhler 2016). Sowohl für die wenigen in der Literatur genannten als auch beobachteten 329 Xylobionten ergibt sich eine hohe Übereinstimmung mit der an Eiche (Quercus) bekannten Totholzkäferfauna. Im standardisierten Vergleich mit der Totholzkäferfauna rheinland-pfälzischer Naturwaldreservate erweisen sich die älteren Edelkastanienstandorte als ähnlich artenreich wie die international bedeutsamen Reservate im Bienwald
(Köhler 2016).
Keywords: Sweet Chestnut, biodiversity, deep-rooting, coppice, coppice with standards, mature stands, biotope
structures, deadwood strategies, hollow trees, ecological niche, fungi, lichen, mosses, saproxylic beetles
The present paper is an attempt to approach to the contribution of the Sweet Chestnut tree on biodiversity
in our forests and landscapes on the base of results from survey in the INTERREG-project »The Sweet Chestnut at the Upper Rhine valley«. Besides the description´of aspects of impact on the site by the tree and besides the special features of reproduction ecology concerning insects, moreover it is the rough attempt to describe the ecological effects of different silvicultural management models. The opportunities of the Sweet Chestnut for the implementation of biotope wood, old wood or deadwood projects are discussed by means of specifically
created elements. Groups of organisms like fungi, lichens and mosses as well as saproxylic beetles which can refer to
the integration capability of the tree species into existing forest ecosystems, are described in detail.
- SchlagwörterEdelkastanie, Castanea sativa, American chestnut, Castanea dentata, Biodiversität, waldbauliche Behandlung, Altbestand, Biotoptyp, Flechten, Natura 2000, Totholz, Höhlenbaum, Niederwald, Mittelwald, Pilzbefall, Laetiporus sulphureus, Mykorrhiza
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