Standardsignatur
Titel
Reproduktion einer entomophilen Baumart in geringer Populationsdichte : Das Beispiel der Winterlinde (Tilia cordata Mill.) : Dissertation, Georg-August Universität Göttingen, Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie
Verfasser
Erscheinungsort
Göttingen
Verlag
Georg-August-Universität Göttingen
Erscheinungsjahr
2001
Seiten
263 S.
Illustrationen
Ill., zahlr. Lit. Ang.
Material
Monographie
Datensatznummer
146057
Abstract
Die Winterlinde (Tilia cordata Mill.) tritt in Waldbaumpopulationen ganz überwiegend als Mischbaumart auf. Das Vorkommen in geringer Dichte läßt einen eingeschränkten Paarungskontakt innerhalb der Lindenpopulation erwarten. Zudem wird die Übertragung des Pollens durch andere Baumarten abgeschirmt, die während der Blühperiode der Linde im Laub stehen. Es stellt sich die Frage, wie effizient die entomogame Linde durch tierische Pollenvektoren über größere Entfernungen bestäubt wird, und ob mit abnehmender Populationsdichte der Anteil der Selbstbefruchtung steigt. Bei den meisten Pflanzen ist eine Abnahme der Viabilität selbstbefruchteter Nachkommen durch einsetzende Sterilitätsmechanismen zu beobachten und auch bei der Winterlinde zu vermuten. In den Randgebieten ihres Verbreitungsgebietes ist der sexuelle Reproduktionserfolg der Winterlinde von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich und in der Regel bescheiden. Ob eine Pollenlimitation, unzureichende Pollenverbreitung und damit verbundener unzureichender Genfluß, Sterilitätsmechanismen oder andere Ursachen für die hohen Hohlkornanteile und geringen Keimprozente verantwortlich gemacht werden können, sollte neben weiteren Aspekten des Reproduktionssystems anhand von Bestäubungsversuchen, Keimungsversuchen und einer genetischen Inventur des Altbestandes und zahlreicher Nachkommen verschiedener ontogenetischer Stadien geklärt werden. Als Untersuchungsobjekt diente eine 138 Winterlinden und drei Hybriden umfassende, weiträumig isolierte Lindenpopulation bei Schwiegershausen, einem Dorf im westlichem Vorharz. Dabei waren die Linden sehr heterogen in einem ca. 40 ha großen, überwiegend aus Buchen bestehenden, Bestand verteilt: Teile der Lindenpopulation erreichten die Dichte eines Reinbestandes, andere, in der Feldmark stehende Linden waren über mehrere hundert Meter von anderen Populationsmitgliedern getrennt. Zwischen diesen beiden Extremen waren alle Abstufungen von Populationsdichten vorzufinden, so daß dieser Bestand optimale Voraussetzungen für die Behandlung oben genannter Fragestellungen bot. Der Versuchsbestand in Schwiegershausen wurde während der Blühperiode der Linde mit einem zweisitzigen Ultraleichtflugzeug überflogen und aus einer Höhe von ca. 1800 m fotografiert. Über ein digitalisiertes Luftbild wurde eine Entfernungsmatrix der 141 Linden des Versuchsbestandes generiert. Bei der Zwittrigkeit der Lindenblüten war es zudem über die digitale Karte möglich, die in der Blüte stehende Kronenoberfläche in m¬ zu berechnen und die damit korrelierte Blühintensität bzw. männliche Fertilität der einzelnen Linden zu schätzen. Dabei zeigten die Auswertungen der Luftbildaufnahmen und Beobachtungen vor Ort eine weitgehend einheitliche Blühperiode aller Linden. Daher konnten grundsätzlich alle 141 Linden des Versuchsbestandes als potentielle Paarungspartner gelten.