Standardsignatur
Titel
Untersuchungen zur Ausbreitung und künstlichen Einbringung der Fichte im Schwarzwald
Verfasser
Erscheinungsort
Stuttgart
Verlag
Landesforstverwaltung Baden-Württemberg
Erscheinungsjahr
1969
Seiten
160 S.
Illustrationen
14 Abb., 154 Lit. Ang.
Material
Bandaufführung
Datensatznummer
132886
Quelle
Schriftenreihe der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg ; Band 28, 160 S.
Abstract
Nach pollenanalytischen Ergebnissen hatte die Fichte im Schwarzwald - vom Feldberggebiet abgesehen - in der ersten Hälfte der Nachwärmezeit, als der Mensch noch keinen entscheidenden Einfluss auf den Wald nahm, einen geringen Anteil an der Bestockung. In einzelnen Bereichen des Schwarzwaldes weisen demgegenüber erste genauere Waldbeschreibungen, die etwa zu der Zeit erschienen sind, als mit der künstlichen Verjüngung der Nadelwälder gerade begonnen wurde, der Fichte einen bedeutenden Bestockungsanteil oder das Übergewicht über andere Baumarten zu. Vor der planmäßigen Begünstigung der Fichte durch die Forstwirtschaft fand in großen Teilen des Schwarzwaldes bereits ein Ausbreitungsprozess der Fichte statt. Das Hornisgrinde-Kniebis-Murg-Gebiet, Waldungen südlich des Kniebis im Nordschwarzwald und Waldungen östlich des Feldbergs im Südschwarzwald sind für diese Entwicklung ein Beispiel (vgl. Abb. 1-3, S. 19-21). Die Ausbreitung der Fichte wird in der Literatur zumeist als Folge menschlicher Einwirkung auf den Wald und als Auswirkung einer Klimaveränderung im 16. Jahrhundert gesehen. Neuere waldgeschichtliche Untersuchungen im Schwarzwald lassen die Vermutung zu, dass der menschliche Einfluss auf die Bestockungsentwicklung die Auswirkungen des Klima-Umschwungs überlagert. Für ein Teilgebiet des Nordschwarzwaldes südlich des Kniebis, das ehemals in Fürstenbergischem Besitz stand und heute den Forstämtern Wolfach I, Wolfach II und F.F. Wolfach angehört, werden die Faktoren menschlichen Einflusses auf die Fichtenausbreitung vor Beginn der künstlichen Verjüngung dargestellt und vergleichend mit den Auswirkung der Waldnutzung in einem Teilgebiet des Südschwarzwaldes östlich des Feldbergs betrachtet. Der Ausbreitungsprozess wird vom 15. Jahrhundert an verfolgt, da die Quellen nicht weiter zurückreichen. Mehrere Faktoren anthropogenen Einflusses lassen sich feststellen, welche die Fichte in ihrer Konkurrenzkraft gegenüber anderen Baumarten begünstigen. In den Waldungen südlich des Kniebis war einer dieser Faktoren die Harznutzung. Sie wurde ausschließlich an der Fichte ausgeübt, wofür neue Beweise gefunden wurden. Als lokale Besonderheit behielt das Harzen in einem Großteil der Waldungen über Jahrhunderte hinweg den Charakter einer Hauptnutzungsart. Die wirtschaftlichen Gründe für diese Entwicklung werden erläutert. Nach Angaben aus der Literatur führte das Harzen zur direkten Begünstigung der Fichte vor allem auf Kosten der Tanne. Daneben ergaben sich aus der Konkurrenz zwischen Harznutzung und Holznutzung deutliche Verjüngungsvorteile für die Fichte, obwohl das Harzen mancherorts die Verjüngungsfreudigkeit der Fichte beeinträchtigt haben kann. Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert lassen sich in Teilen der Waldungen selektive Hiebseingriffe zugunsten der Fichte nachweisen. Sie waren einerseits aus dem Bestreben diktiert, Nutzungskonzessionen für Brenn-, Bau- und Bergwerksholz in voller Höhe ohne entscheidende Minderung des Harzertrages zu vergeben; andererseits waren sie eine Folge der Entwertung des Fichtenholzes durch das Harzen, da die Harzfichten den qualitativen Anforderungen der Bau- und Holländer Holznutzung häufig nicht genügten. Als weitere Faktoren werden die exploitativen Hiebseingriffe für die Holznutzung beschrieben. Übernutzungen fanden seit dem Ende des 16. Jahrhunderts statt, als die Waldungen mit dem Aufkommen der Flößerei zur Brennholzversorgung der Stadt Straßburg genutzt wurden. Die Holländer Hiebe des 18. Jahrhunderts und Holznutzungen für den Bergbau wirkten ebenfalls auf die Fichtenausbreitung begünstigend. Die übermäßige Belastung der Waldungen durch die Waldweide wird an Beispielen belegt, Auswirkungen auf die Waldentwicklung werden beschrieben. In den Fürstenbergischen Waldungen im Südschwarzwald setzten im Unterschied zu den Waldungen im Nordschwarzwald intensive, großflächige Holznutzungen später ein. Dies und das ungleich geringe Ausmaß, das die Harznutzung hier erreichte, kann mit zur Erklärung der Tatsache herangezogen werden, dass der Fichtenausbreitungsprozess im Südschwarzwald bis zum Zeitpunkt der ersten künstlichen Verjüngungsmaßnahmen langsamer als im Nordschwarzwald verlief.