Nahrungsökologie des Alpenmurmeltieres (Marmota marmota) und die Bedeutung essentieller Fettsäuren

1999

S. 57-66

21 Lit. Ang.

Unselbständiges Werk

200053784

Murmeltiere ; Nr. 63, S. 57-66

Winterschläfer wie das Alpenmurmeltier müssen während des Sommers möglichst viel Fett anreichern, da sie für die Überwinterung keine Nahrungsvorräte anlegen. Es ist daher zu erwarten, daß Murmeltiere Nahrungspflanzen dann genau auswählen, wenn die generelle Verfügbarkeit potentieller Futterpflanzen hoch ist. Die Nahrungswahl ist dabei möglicherweise nicht nur auf Energiegehalt und Verdaulichkeit von Futterpflanzen, sondern auch auf ihren Gehalt an spezifischen Substanzen ausgerichtet. Für Winterschäfer dürfte insbesonder die Aufnahme mehrfach ungesättigter Fettsäuren, die nicht vom Säugetierorganismus synthetisiert werden können und daher zu den essentiellen Fettsäuren (EFA's) gehören, von entscheidender Bedeutung sein. Laborstudien haben gezeigt, daß hohe EFA-Konzentrationen im weißen Fettgewebe es Winterschläfern erlauben, längere Zeiträume torpid zu verbringen und tiefere Körpertemperaturen zu tolerieren. Daher senken EFA's den Energiebedarf von Winterschläfern und sollten deshalb auch ihre Überlebenschancen während des Winters und ihren zukünftigen Fortpflanzungserfolg steigern. In diesem Überblick zur Nahrungsökologie von Murmeltieren präsentieren wir auch vorläufige Ergebnisse einer Studie, die zum Ziel hat, Vorhersagen, die sich aus o.g. Laborstudien ergeben, an Tieren in ihrem natürlichen Habitat in den Schweizer Alpen zu überprüfen. Unsere Daten zeigen, daß Alpenmurmeltiere in der Tat bestimmte Futterpflanzen und -bestandteile selektieren, und daß EFA möglicherweise während der Laktation aktiv und in hoher Konzentration von Weibchen an ihre Jungen weitergegeben werden. Die Verfügbarkeit von EFA's könnte daher eine entscheidende Rolle für die Qualität von Murmeltierhabitaten spielen.