Sedimentpetrographische Untersuchung von Lössen. Teil 1: Methodische Grundlagen mit Erläuterung an Profilen : Zur Gliederung des Eiszeitalters und zur Einordnung paläolithischer Kulturen

Graz

Böhlau Verlag

1961

91 S.

29 Abb., zahlr. Lit. Ang.

Bandaufführung

113013

Fundamenta : Monographien zur Urgeschichte : Reihe B, 91 S.

Die bisher bei der Beurteilung von Lößprofilen zur Anwendung kommenden Untersuchungsmethoden berücksichtigen, ähnlich wie bei der Bodenkunde, vornehmlich statistische Mittelwerte der Eigenschaften vieler Einzelteilchen. Farbe, Verwitterung (Bodenbildung), Klüftung, Korngrößenverteilung, dann chemische Eigenschaften wie Humusgehalt und pH-Ionen-Konzentration werden mehr oder weniger eingehend analysiert. Hiermit läßt sich die Bildungsgeschichte der verschieden entstandenen Abschnitte eines Lößprofils nicht in allen Einzelheiten klären. Um besser fundierte Aussagen machen zu können und um Fehlschlüsse zu vermeiden, die vor allem bei nicht erkannter Umlagerung möglich sind, wurde daher darüber hinaus eine möglichst eingehende petrographische Analyse erprobt. Sie berücksichtigt die Mineralzusammensetzung und das Gefüge (Struktur und Textur). Im ersten Teil dieser Schrift werden die Arbeitsmethoden diskutiert, und im zweiten Teil wird die praktische Anwendung erprobt. Hierzu werden Lößprofile aus verschiedenen Gebieten Süddeutschlands und Österreichs besprochen. Sie stammen aus dem südlichen Oberrheintal (Baden), der Umgebung von Steinheim a.d. Murr (Würrtemberg), von Neuburg a.d. Donau (Bayern) und dem Wiener Becken. Weitere Beispiele wichtiger Lößprofile sollen in einer späteren Arbeit behandelt werden. Der Mineralbestand erlaubt manchmal Schlüsse auf die Herkunft des Minerals, wobei bisher jedoch lediglich die gröberen Korngrößen über 50 μ berücksichtigt wurden, die vor allem aus der nicht zu weiten Umgebung stammen. Granitkörnchen im Löß von Ebersbrunn oder Siltstone-Stückchen bei Riegel entstammen direkt oder nach mehrfacher Umlagerung dem anstehenden Gestein. Primäre Kalkkörnchen und Glimmer weisen auf Zusammenhänge mit älteren Gesteinen hin (z.B. den Schotterfluren des Rheintals). Vulkanische Aschen können vorzügliche Zeitmarken abgeben, wenn sie mit einer bestimmten Eruption in Zusammenhang zu bringen sind (Laacher See-Tuff aus der Alleröd-Zeit). Die Gefügeuntersuchungen berücksichtigen einmal die strukturellen Beziehungen, das sind die Korngrößenverteilung, die geometrische Gestalt, die Rundung und die Oberflächenstruktur; zum anderen die texturellen Beziehungen, das sind die Lagerungsdichte (Porosität), die Kornbildung, die Kornregelung und die Kornsortierung (z.B. Schichtung). Schlüsse auf die beim Antransport wirksamen Kräfte sind möglich vor allem aus der Kornsortierung, aus bestimmten Verhältniszahlen von Leicht- zu Schwer-Mineralen, aus dem Abrollungsgrad und der Struktur der Kornoberflächen. Die Ablagerungsvorgänge, als letzte Phase des Antransportes, bestimmen die Sortierung und Einregelung der Teilchen. Nach der Ablagerung ändert sich das Gestein durch die Lösung von weniger stabilen und die Bildung von neuen Mineralen. Karbonate gehen in Wanderung, Feldspäte werden abgebaut, und es entstehen sekundäre Tonminerale, es bilden sich Eisenhydroxydhäutchen, Humussubstanz wird beigement. Hierbei können die Korngrößenverteilung und das ursprüngliche Lagerungsgefüge geändert werden. Das Klima wechselte während des Eiszeitalters immer wieder und damit änderten sich auch die Kräfte, die bei der Ablagerung und Umbildung der Lösse wirksam wurden. Schlüsse aus den Merkmalen auf die klimatischen Bedingungen, die zur Entstehung einer Schicht führten, sollten stets durch verschiedenartige Methoden der Analyse gestützt werden (Merkmalskomplex). Die Untersuchung eines Lößprofils ergibt dann einen Klimaablauf, der sich bei günstigen Bedingungen dem allgemeinen klimatischen Geschehen einordnen läßt.