Waldwachstumskundliche Untersuchungen zur Überführung fichtenreicher Baumhölzer in naturnahe Mischbestände mit Dauerwaldcharakter

München

Forstwissenschaftliche Fakultät

1994

223 S.

zahlr. Lit. Ang.

Abgeschriebene PublikationBandaufführung

74930

Forstliche Forschungsberichte München : Schriftenreihe des Zentrums Wald-Forst-Holz Weihenstephan ; Nr. 144, 223 S.

Über die grundsätzlichen Ziele und die Notwendigkeit naturnäherer Waldbehandlungsmethoden herrscht heute in den öffentlichen Forstverwaltungen weitgehend Einigkeit. Vor dem Hintergrund der Katastrophenanfälligkeit naturferner Nadelholzbestockungen, der Absatzprobleme auf dem Schwachholzmarkt (Defizitsortimente) sowie einer deutlichen Sensibilisierung der Öffentlichkeit für ökologische Belange bei der Waldbewirtschaftung wird zunehmend auch die Frage der direkten Überführung fichtenreicher Baumhölzer in naturnahe Mischbestockungen mit Dauerwaldcharakter diskutiert. Verlässliche zahlenmässige Grundlagen liegen zu dieser Thematik - wie auch insgesamt zu Fragen der naturgemässen Waldwirtschaft - nur in sehr geringem Umfang vor. Insbesondere herrscht ein Mangel an langfristigen Beobachtungsflächen sowie an geeigneten waldwachstumskundlichen Untersuchungsmethoden. Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchung war der Wunsch nach Ergänzung des ertragskundlichen Versuchsflächennetzes in Bayern um eine Flächenanlage, die ein bereits weiter fortgeschrittenes Überführungsstadium repräsentiert. Im Bereich der Wasserschutzwaldungen des Spitzenwerks Deisenhofen (Städtische Forstverwaltung München) fand sich schliesslich ein geeigneter, zum Aufnahmezeitpunkt 115jähriger Bestand aus überwiegend Fichte und etwas Kiefer in der Oberschicht. Darunter stocken bis zu 45jährige Buchen, Tannen und Fichten aus Voranbau bzw. Naturverjüngung. Der Bestand wird seit 1955 einzelstammweise bewirtschaftet und befindet sich im Bereich der Niederterrasse auf ca. 590m ü.NN. Es wurden zwei je ein Hektar grosse Dauerbeobachtungsflächen angelegt und intensiv aufgenommen. Mit der Untersuchung wurden im wesentlichen folgende Ziele verfolgt: (1.) Entwicklung und Erprobung einer geeigneten Methodik zur Struktur- und Konkurrenzanalyse in intensiv gestuften und gemischten Jungwuchs-, Dickungs- und Stangenholzstadien mehrschichtiger Waldaufbauformen, (2.) anschauliche Dokumentation aller wichtigen Bestandes- und Einzelbaumparameter zum Aufnahmezeitpunkt (Startaufnahme), (3.) Abklärung des Ausmasses der Lichtungszuwächse im Starkholzbereich sowie des Umsetzungsvermögens sozial tiefer stehender Altfichten nach Freistellung (Stammanalysen und Zuwachsbohrungen), (4.) Konstruktion einer Zuwachs-Schätzfunktion unter Einbeziehung von Informationen zur baumindividuellen Bekronung und Beschattungssituation sowie - darauf aufbauend - Quantifizierung der in den einzelnen Stärkeklassen geleisteten Volumenzuwaechse im letzten Jahrzehnt, (5.) Gegenüberstellung der in den einzelnen Sozialklassen des Altbestandes und bei den Baumarten des Jungbestandes durchschnittlich ermittelten Dimensions-, Konkurrenz- und Zuwachsgrössen (Schaft, Krone, Beschattung, Zuwachsniveau und Zuwachstrend im letzten Jahrzehnt), und (6.) ergänzende Auswertungen zum Stabilitätsaspekt.