Standardsignatur
Titel
Aufnahme der epiphytischen Flechtenvegetation an Waldoekosystem-Dauerbeobachtungsflaechen in Rheinland-Pfalz
Verfasser
Erscheinungsjahr
1997
Seiten
S. 91-112
Illustrationen
23 Lit. Ang.
Material
Unselbständiges Werk
Datensatznummer
200101828
Quelle
Untersuchungen an Waldoekosystem-Dauerbeobachtungsflaechen in Rheinland- Pfalz. (Teil 2). Tagungsbericht zum Kolloquium am 04. Juni 1996 in Trippstadt ; Nr. 40, S. 91-112
Abstract
An 50 Waldoekosystem-Dauerbeobachtungsflaechen in Rheinland-Pfalz wurde eine Erhebung der Flechtenvegetation durchgefuehrt. 32 Flaechen wurden 1986/87 erstmals kartiert, davon 30 erneut 1994/95. 18 Flaechen wurden im Zeitraum 1994/95 erstmals bezueglich ihrer Flechtenvorkommen aufgenommen. Flechten haben sich zur Bioindikation lufthygienischer Verhaeltnisse bewaehrt. Doch beziehen sich die meisten Untersuchungen auf urbane Systeme. Die Auswirkungen von Luftschadstoffen auf die Flechten in industriefernen Lagen, insbesondere in Waldgebieten, wurde bisher sehr selten untersucht. Die durchgefuehrte Studie ist ein Ansatz, die oekologische un physiologische Aussagefaehigkeit der Flechten im Zusammenhang mit anderen Erscheinungsbildern in forstlich genutzten Flaechen zu pruefen. Insgesamt konnten 64 epiphytische Flechtenarten registriert werden. Das Spektrum reicht von aeusserst toxitoleranten Vertretern bis zu einer Reihe von Rote-Listen-Arten. Die oekologische Standortsamplitude vieler Flechtenarten ist recht gut bekannt, so dass beim Auftreten bestimmter Arten Rueckschluesse auf die jeweilige Luftqualitaet moeglich sind. Weiterhin koennen abgestorbene Thallusteile (Nekrosen) oder dichte Algenueberzuege Hinweise auf bestimmte Schadstoffbelastungen geben. An den Waldoekosystem- Dauerbeobachtungsflaechen ueberwiegen Flechtenarten mit geringen bis sehr geringen Reaktions- und Naehrstoffzahlen und hoher Toxitoleranz. Flechtenarten, die auf Eutrophierung hinweisen, fehlen. Die "Luftguetewerte" sind ueberwiegend gering, was im wesentlichen auf die unguenstigen Borkeneigenschaften der Probebaeume (Fichten, Kiefern, Buchen, Eichen) zurueckzufuehren sein duerfte. Doch deuten einige Befunde auch auf Immissionseinwirkungen hin. An zwei Flaechen koennte ein auffaelliges Auftreten von Gruenalgen, bei gleichzeitigem Auftreten von Nekrosen und geringer Artenvielfalt, auf einen erhoehten Eintrag an Ammonium-Stickstoff zurueckzufuehren sein. An vier Flaechen treffen beobachtete Nekrosen an Blattflechten in hoeheren Lagen bei gleichzeitiger Artenvielfalt mit dem Vorkommen seltener und empfindlicher Arten zusammen. Dies laesst moeglicherweise auf eine uebermaessige Einwirkung von Ozon schliessen. In mehreren Flaechen wurden an Blattflechten deutliche Nekrosen festgestellt, wobei die Deckung relativ hoch war, doch die Vielfalt an Arten gering. Dies koennte auf erhoehte SO2-Werte hinweisen. Wesentlich ist, dass auf 30% der 1994/95 untersuchten Flaechen eine Neu- bzw. Wiederbesiedlung durch Flechten zu beobachten ist. Dies kann als Folge der zurueckgegangenen Schwefeldioxid- Immissionen, wie sie ueberregional seit etwa einem Jahrzehnt beobachtet werden, angesehen werden. Die Flechtenaufnahmen an den Waldoekosystem-Dauerbeobachtungsflaechen sollten in einem etwa 10 jaehreigen Turnus fortgesetzt werden, um langfristige Veraenderungen infolge sich aendernder Umweltbedingungen verfolgen zu koennen.