Bodenkundliche und hydrologische Untersuchungen in den Hochlagen des inneren Bayerischen Waldes : Ein Beitrag zur Aufklärung der montanen Vergilbung von Fichtenbeständen

München

Forstwissenschaftliche Fakultät

1994

258 S.

zahlr. Lit. Ang.

Bandaufführung

75052

Forstliche Forschungsberichte München : Schriftenreihe des Zentrums Wald-Forst-Holz Weihenstephan ; Nr. 139, 258 S.

Seit etwa 1980 wird in den Hochlagen des Inneren Bayerischen Waldes eine spezifische Erkrankung der Fichte (Picea abies Karst.) beobachtet, deren kennzeichnendes Symptom eine Vergilbung der Nadeln auf der Oberseite älterer Triebe ist. Diese Vergilbung entspricht einer Mg-Mangelchlorose. Sie ist von einer schwachen Ca- und Zn-Versorgung der betroffenen Bestände begleitet, geht aber i.d.R. mit sehr guter N-, P- und K-Ernährung einher. Das Krankheitsbild tritt in allen Altersgruppen der Hochlagen-Fichten auf und ist beschränkt auf saure Böden mit geringer Basen- und hoher Al-Sättigung. Dieser spezifische Erkrankungstyp heisst "Hochlagenerkrankung der Fichte auf sauren Boeden der Mittelgebirge" oder "montane Vergilbung". Über das Zusammenspiel der Faktoren, die zu dem extremen Mg-Mangel führen, herrschte lange Unklarheit. Das Ausmass der chemischen Veränderungen der Hochlagen-Böden unter dem Einfluss saurer, atmogener Deposition und ihre Bedeutung für das Zustandekommen dieser spezifischen Walderkrankung waren zunächst umstritten. Im Rahmen dieser Studie wurden deshalb typische Böden aus den Hochlagen des Inneren Bayerischen Waldes vielseitig charakterisiert, um damit Grundlagen für das Verständnis der Fichtenerkrankung auf diesen Standorten und für die Rolle der Böden im Komplex der Schadfaktoren zu erarbeiten: Eine grossmasstäbliche (1:10.000) Kartierung von 9 repräsentativen Gipfel-Kleinlandschaften (meist oberhalb 1100 m ü. NN) mit verschiedenem Ausgangsgestein (Granit, Paragneis, Amphibolit) leitete die bodenkundliche Inventur ein. Das Verteilungsmuster der Bodenformen erwies sich dabei zum einen als durch Gesteinstyp, Höhenlage, Klimaverhältnisse und Relief vorbestimmt. Zum anderen wird es durch die Mächtigkeit einer locker gelagerten Hauptfolge über verfestigter Basisfolge und die dadurch vorgegebene Menge, Fliessrichtung und Geschwindigkeit des Sickerwasser-Abflusses geprägt. Der verschiedenartige Silikatbestand der vorkommenden Gesteine wirkt sich dagegen nur schwach aus. In den Plateau- und Sattellagen entwickelten sich infolge einer langanhaltenden Nasskalt-Phase bis weit in den Frühsommer hinein mächtige Rohhumusdecken, deren niedermolekulare Huminstoffe sehr mobile, metallorganische Komplexe bilden können. Diese Chelate werden zusammen mit Sesquioxidsolen und ionarem Fe, Al und Mn in dem auf die Gipfel-Verebnungen beschränkten, primär gröberen Bodenmaterial (lehmiger Sand) v.a. vertikal verlagert. Deshalb entwickelten sich in den Plateau- und Sattellagen hauptsächlich typische, flachgründige Hochlagen-Podsole. In den oberen Hanglagen werden sie von Braunerde-Posdolen abgelöst, deren Verarmungshorizont durch hohe Humusgehalte maskiert ist.