Wirkung von Stress auf die Allometrie von Baumkronen

Tharandt

Deutscher Verband Forstlicher Forschungsanstalten

2008

S. 5-21

13 Abb., 23 Lit. Ang.

Artikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk

200151424

Jahrestagung 5.-8. Mai 2008, Trippstadt, S. 5-21

Auf der Grundlage des Kranexperiments "Kranzberger Forst" mit langfristiger Ozon-Begasung und auf einer Reihe langfristiger ertragskundlicher Versuchsflächen wird untersucht, wie nachbarschaftliche Konkurrenz, Ozon-Einwirkung und mechanische Astabschlagung durch Sturmeinwirkung die Form und Allometrie von Baumkronen beeinflussen. Die Untersuchung konzentriert sich auf die Baumarten Fichte und Buche bei intraspezifischer Konkurrenz. Auf der Fichten-Buchen-Mischbestandsversuchsfläche "Kranzberger Forst" werden die Analysen in solchen Partien durchgeführt, in denen Fichte und Buche unter innerartlicher Konkurrenz erwachsen sind. Konkurrenz löst bei beiden Baumarten eine Verkürzung der Krone, eine Erhöhung der Baumhöhen-Baumdurchmesser-Allometrie und damit eine Verschlankung der Stammform aus. Die langfristig unter Ozonbegasung gehaltenen Fichten und Buche reduzieren ihren Durchmesserzuwachs, verschieben ihren Jahreszuwachs und verändern ihre Stammform. Bei der Fichte findet eine signifikante Verschlankung der Stämme statt, die auf eine Reduktion des Durchmesserzuwachses bei weitgehend gleich bleibendem Höhenzuwachs zurückzuführen ist. Bei der Buche ist die Tendenz ebenfalls vorhanden, statistisch aber nicht abgesichert. Detailanalysen der Kronenquerschnitts-Entwicklung erbrachten durch Analysen vom Kran aus, dass die wiederholte Wind- und Sturmeinwirkung bei etwa einem Drittel der Bäume zu stagnierender bzw. rückläufiger Kronenbreitenentwicklung führt. Analysen auf langfristigen Versuchsflächen mit ein- oder mehrfacher Kronenablotung erbringen, dass auch in völlig unbehandelten oder nur schwach durchforsteten Beständen 10 bis 20 % der Bestandesfläche unbeschirmt bleiben. Feinanalysen der Kronenexpansion zeigen, dass in jenen Richtungen, in die der Sturm die Krone beugt, große Lücken im Kronendach bestehen und nur verhältnismäßig geringe Kroneradien ausgebildet werden. Auf der gegenüberliegenden Seite werden längere Radien ausgeprägt, die Kronenzwischenräume besser von den Kronen ausgeschöpft, sodass die Kronenexpansion dort maximal wird. Die betrachteten Stressfaktoren modifizieren die Allometrie der Baumkrone in charakteristischer Weise; sie stellen verallgemeinerte Biomassenfunktionen infrage, lassen geometrische Konkurrenindizes an Grenzen stoßen und dürften durch Auflichtungseffekte den Stoffumsatz und Zuwachsgang von Beständen modifizieren. Neben diesen praxisrelevanten Effekten von Stress auf Destabilisierung, Vitalitäts- und Zuwachsverlust, Auflichtung usw. kann mit dem Beitrag aufgezeigt werden, dass Allometrie auf Individualebene von vielfältigen Faktoren überprägt werden kann. Tendenziell äußern sich die analysierten Stressfaktoren in einer Verflachung der Standflächen-Größenallometrie. Die Befunde liefern einen Erklärungsbeitrag dafür, dass auf Bestandesebene die Allometrie zwischen Pflanzenzahl und Größe häufig wesentlich weniger stark abfällt, als dass Beobachtungen an Einzelpflanzen unter Normalbedingungen erwarten lassen würden. Es wird nachvollziehbar, warum in unbehandelten und nur schwach behandelten Beständen die Packungsdichte häufig höher ist und mit zunehmender Größenentwicklung auch höher bleibt, als dass die Individualallometrie erwarten läßt.