Konzipierung eines Risikoschätzmodells zur Bestimmung der Prädisposition von Standorten und Beständen gegenüber Gradationen von Pristiphora abietina (CHRIST) (Hym. Tenthr.)

1999

S. 53-60

34 Lit. Ang.

Unselbständiges Werk

200071785

Allgemeine Forst- und Jagdzeitung 1999 ; 0303, S. 53-60
; 170(3)

Gradationen der Kleinen Fichtenblattwespe Pristiphora abietina (CHTIST) (Hymenoptera Tenthr.), die zu Zuwachsverlusten, Mißbildungen an Fichtenkronen und im Extremfall zum Absterben der Bäume führen, stellen in den künstlichen Fichtenanbaugebieten großer Teile Europas ein vorrangiges Forstschutzproblem dar. Die Erstellung schadpräventiver Waldbewirtschaftungskonzepte erfordert ein genaues Wissen über Kausalzusammenhänge von Blattwespenkalamitäten. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war die Schaffung eines Instruments, das der Erkenntnisübermittlung aus der Wissenschaft in die Praxis dient und Hilfestellung im waldbaulichen Entscheidungsprozeß bieten kann. Die Wahrscheinlichkeit einer Massenvermehrung von Pristiphora abietina wird durch die Konstellation verschiedener Umweltfaktoren beeinflußt. Diese Parameter wurden hinsichtlich ihrer Eignung als Indikatoren eines Risikoschätzmodells überprüft, wobei eine reichhaltige Fachliteratur und meteorologische Daten als Informationsgrundlage dienten. Im Zuge der Analyse konnten die Seehöhe, mittlere Jahres- und Sommerniederschlagssummen, die Basenversorgung eines Standortes, der Humustyp bzw. der pH-Wert, Stickstoff-Deposition, Bestandesmischungsverhältnisse und die Ausprägung der Bodenvegetation als Faktoren hoher indikatorischer Aussagekraft bezüglich eines Gradationsrisikos der Fichtenblattwespe ermittelt werden. Diese Kriterien wurden in ein Bewertungssystem integriert, mit Hilfe dessen man unter Zuordnung von Gut- bzw. Schlechtpunkten (Award-Penalty-Point-System) die Prädisposition von Standorten und Beständen gegebüber Pristiphora abietina abschätzen kann. Durch die Trennung in zwei Ebenen - Standort- und Bestandesebene - können standorts- von bestandesgenerierten Risikofaktoren unterschieden und der jeweilige Anteil an der Gesamtgefährdung abgeschätzt werden. Bei Anwendung dieses Prädispositionsschlüssels als informationsgestützte Entscheidungshilfe können (waldbauliche) Maßnahmen gesetzt werden, die in Zukunft die Wahrscheinlichkeit von Blattwespengradationen in einm Bestand minimieren.