Ist Wildnis planbar?

Stuttgart

Verlag Kohlhammer

2004

4 Abb., 26 Lit. Ang.

Artikel aus einer Zeitschrift

200109070

Natur und Landschaft 2004, 79(2) : Vilmer Thesen zum "Prozessschutz" : Ist Wildnis planbar? : Eingriffsregelung beim Ausbau der BAB A9

Die mit dem Zulassen von Wildnis gegebene Aufgabe fällt schwer, ist doch unsere Kultur insgesamt auf Kontrolle und Gestaltung der Umweltbedingungen ausgerichtet. Die Menschen verbinden mit der Abgabe der Kontrolle über die Prozesse - da nicht genau bekannt ist, welche Entwicklungen sich einstellen werden - eine emotionale Unsicherheit. Dieser Aspekt spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Konflikten im Zusammenhang mit der Realisierung des Wildnisgedankens. Eine Planung von Wildnis kann einen Weg der Akzeptanzschaffung darstellen und damit ein Zulassen von Wildnis erreichen. An den planerischen Prozess von Wildnisprojekten im Sinne eines kommunikativen Prozesses werden besondere Anforderungen im Umgang mit den erwartenden Werte- und Interessenkonflikten gestellt. So sollte im Rahmen des planerischen Prozesses nicht nur reagiert, sondern aktiv und direkt kommuniziert werden. Dies eröffnet die Chance, positiv wirkende äußere Einflüsse zu wecken und zu fördern sowie negative Einflüsse fürhzeitig zu erkennen und zu minimieren. Das Thema Wildnis ruft durch seine emotionale Dimension Extrembedingungen hervor, auf die mit einer Kommunikation besonders auf der emotionalen Ebene begegnet werden muss. Für die Planbarkeit von wildnis ist ein erweitertes Planungsverständnis notwendig, das den Blick nicht auf das Gebiet selbst, sondern auf seine Umgebung richtet. Planung ist als Kommunikationsraum zu sehen, innerhalb dessen die Akzeptanzbereitschaft für die Wildnisidee durch einen kommunikativen Prozess erhöht werden kann.