Standardsignatur
Titel
Biotopverbund für die Migration von Pflanzen - Förderung von Ausbreitungsprozessen statt "statischen" Korridoren und Trittsteinen : Das Fallbeispiel "Pflanzenarten der Sandmagerrasen" in Bamberg, Bayern
Verfasser
Beate Bugla (*)
Peter Poschlod (*)
Erscheinungsort
Bonn
Verlag
Bundesamt für Naturschutz
Erscheinungsjahr
2005
Seiten
S. 101-117
Illustrationen
4 Abb., 50 Lit. Ang.
Material
Artikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
Datensatznummer
200131714
Quelle
Lebensraumkorridore für Mensch und Natur : Teil I: Initiativskizze : Teil II: Referate und Ergebnisse der Tagung "Lebensraumkorridore für Mensch und Natur" vom 27. und 28. November 2002 in Bonn-Röttgen : durchgeführt vom Deutschen Jagdschutzverband e.V. (DJV) in Zusammenarbeit mit dem Ökologie-Zentrum der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der Universität Kassel, S. 101-117
Abstract
Biotopverbundmaßnahmen wurden bisher vor allem aus tierökologischer Sicht betrachtet und geplant. Die hier vorgestellten Ergebnisse zeigen zum ersten Mal deutlich, dass Tiere, hier besondere Haustiere (Schafe, Ziegen) zu einem erfolgreichen Austausch (Ausbreitung und Etablierung) von Pflanzenindividuen zwischen Flächen in hohem Maße beitragen. Der Nachweis wurde experimentell geführt. In einem Sandmagerrasengebiet wurde das Zielgebiet durch Bodenabtrag quasi vegetationsfrei "eingerichtet". Quellgebiete waren artenarme Sandmagerrasen in der direkten Umgebung und ein artenreicher, etwa 400 m entfernter Sandmagerrasen, der durch Straßen, Gebäude etc. vom Zielgebiet isoliert war. Als Ausbreitungsvektoren zur Verbindung des artenreichen Sandmagerrasen (Quellgebiet) und der Bodenabtragsfläche (Zielfläche) wurde eine Schafherde eingesetzt, die mit Ziegen durchmischt war. Auf der Bodenabtragsfläche wurden vier Exclosure-Kategorien eingerichtet, in denen die Vegetations- bzw. Populationsdynamik aller Arten verfolgt wurde. Die Exclosure-Kategorien unterschieden sich in der "Durchlässigkeit" für folgende Ausbreitungsvektoren: fM - zugänglich für den Ausbreitungsvektor Wind/Ameisen, mM - zugänglich für die Ausbreitungsvektoren Wind/Ameisen + Mäuse u.Ä., gM - zugänglich für die Ausbreitungsvektoren Wind/Ameisen + Mäuse + Kaninchen u.Ä., gM + B - zugänglich für die Ausbreitungsvektoren Wind/Ameisen + Mäuse + Kaninchen + Schafe und Ziegen. Nach zwei Vegetationsperioden der Wiederbesiedlung zeigt sich deutlich, dass die Exclosure, zu der Schafe und Ziegen Zugang haben, wenigstens die doppelte Artenzahl als die anderen Exclosure-Kategorien aufwiesen. Während die Vegetation der Exclosure-Kategorien fM, mM und gM nach zwei Jahren noch immer der Vegetation der umgebenden, artenarmen Sandmagerrasen ähnelte, war in den durch die Schafe und Ziegen beweideten Exclosures ein deutlicher Trend in Richtung Quellgebiet des artenreichen Sandmagerrasens zu erkennen. Fast alle der ausschließlich in der Exclosure-Kategorie gM+B vorkommenden 48 Arten stammen von diesem 400 m entfernten Quellgebiet. Parallel verlaufende Untersuchungen zum Ausbreitungspotential der Schafe und Ziegen zeigten, dass diese entweder ekto- oder/und endozoochor ausgebreitet wurden. Damit wird deutlich, dass Biotopverbundmaßnahmen aus der Sicht der Pflanzen "bewegliche" und keine "statischen" Korridore benötigen.