- Standardsignatur7868
- TitelNeophyten
- VerfasserGeorg Schrenk (*)Thomas Paulus (*)
- Erscheinungsjahr1997
- SeitenBeilage
- MaterialUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200069856
- QuelleWasser und Boden 1997 : Zeitschrift für Wasser- und Abfallwirtschaft ; 49(9), Beilage
- AbstractGewaesserbegleitende Neophyten breiten sich vorwiegend in den Arealen stickstoff- und feuchteliebender Pflanzengesellschaften aus. Dies sind zumeist Standorte der Uferstauden- und Saumgesellschaften sowie frische und feuchte Standorte von Verlichtungsgesellschaften. Massnahmen zum Zurueckdraengen der Bestaende sind immer im Einzelfall zu entscheiden. In Hessen und Rheinland-Pfalz beispielsweise sind die oekologisch schaedlichen Auswirkungen von Topinambur und den beiden Goldruten-Arten am Gewaesser nach bisherigen Erkenntnissen nicht gravierend. Jedoch muss die weitere Entwicklung beobachtet werden, um ein moegliches Massenaufkommen rechtzeitig zu verhindern. Sind erst einmal Dominanzbestaende entwickelt, ist ein Wiederherstellen von natuerlichen oder naturnahen Verhaeltnissen am Gewaesser nur mit grossem Aufwand moeglich. Die Knoetericharten, der Riesen- Baerenklau und das Springkraut treten regional entlang der Gewaesser bereits in Reinbestaenden auf. Ein Zurueckdraengen ist nur unter Einsatz von grossen finanziellen und personellen Mitteln erfolgversprechend. Bekaempfungsmassnahmen machen nur dort Sinn, wo sie ueber einen laengeren Zeitraum angewendet und entsprechend den Lebensbedingungen der Neophyten eingesetzt werden. Ziel kann vielerorts nur sein, einer weiteren Ausbreitung und damit Schaedigung benachbarter Gewaesserlebensraeume entgegenzuwirken. Unterstuetzt man die Entwicklung eines naturnahen Uferstreifens hin zu mehr Naturnaehe, wird damit auch der momentan hohen Ausbreitungsgeschwindigkeit der gewaesserbegleitenden Neophyten begegnet. Schwerpunkt im Umgang mit Neophyten sollte daher primaer die Entwicklung eines natuerlichen, standorttypischen Gehoelzstreifens und erst in zweiter Linie ihre Kontrolle und ihre Zurueckdraengung sein. Sollten Neophyten in Naturschutzgebiete eindringen, und ist mit einer weiteren Verbreitung und den damit verbundenen oekologisch unerwuenschten Folgeerscheinungen zu rechnen, muss ueber Regulierungsmassnahmen nachgedacht werden. Patentloesungen gibt es nicht. In einem artenreichen und reich strukturierten Lebensraum am Gewaesser koennen vereinzelte Neophyten eine Bereicherung darstellen. Optimale Bedingungen zur Ansiedlung und Entwicklung finden die schnellwuechsigen Neophyten besonders auf Pionierstandorten. Beispielsweise foerdert ein regelmaessiges "Auf-den- Stock-setzen" die Neophytenentwicklung und ist als massiver Eingriff in das Oekosystem zu bewerten. Mit Ausnahme des Indischen Springkrauts treten Neophyten in naturnah bewirtschafteten Auen- und Galeriewaeldern zurueck, da sie empfindlich auf Beschattung reagieren. Die meisten neu eingewanderten Pflanzen am Gewaesser vertragen keine Staunaesse. Die Entwicklung einer naturnahen Auenvegetation mit periodisch wiederkehrenden Ueberschwemmungen foerdert daher weiter die heimische Vegetation und erschwert das Aufkommen gewaesserbegleitender Neophyten. Nicht das Bekaempfen der Neophyten, sondern das Beheben der Ursache fuer ihre Ausbreitung sollte daher im Vordergrund einer oekologischen Entwicklung der Gewaesser zu groesserer Naturnaehe stehen. Im Rahmen einer oekologisch vertraeglichen Unterhaltung der Gewaesser kann dieses Ziel langfristig erreicht werden. Nicht die Neophyten an sich, sondern die anthropogen bedingten Standortveraenderungen stellen das eigentliche Problem dar. Dies gilt es zu korrigieren, wohl wissend, dass dies eine zeitaufwendige Entwicklung hin zu einem natuerlichen Gewaesserlebensraum bedeutet.
- SchlagwörterNeophyt, Verbreitungstendenz, Konkurrenzkraft, ökologische Auswirkung, Bekämpfung, Gewässerpflege
- Klassifikation181.1 (Natürliche Verbreitung)
181.41 (Pflanzenkonkurrenz, Allelopathie, usw.)
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