Standardsignatur
Titel
Gefügestabilität ackerbaulich genutzter Mineralböden : Teil 3: Methoden für eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung
Erscheinungsjahr
2003
Seiten
27 S.
Illustrationen
16 Lit. Ang.
Material
Unselbständiges Werk
Datensatznummer
200099062
Quelle
Handbuch der Bodenuntersuchung. 9. Ergänzungslieferung - April 2003 : Terminologie, Verfahrensvorschriften und Datenblätter; physikalische, chemische, biologische Untersuchungsverfahren; gesetzliche Regelwerke ; Band 6, 27 S.
Abstract
Der Boden als Dreiphasensystem steht mit Wasser und Luft in ständiger Wechselwirkung und ist eine natürliche, nicht vermehrbare Grundlage für die Nahrungsmittelproduktion. Alle Bewirtschaftungsmaßnahmen sollten daher sicherstellen, dass der Boden durch eine verantwortungsvolle, langfristig tragfähige Landbewirtschaftung den nachfolgenden Generationen als natürliche Produktionsgrundlage erhalten bleibt. Die Nachhaltigkeit der Landbewirtschaftung ist durch den Bewirtschaftungsverkehr zunehmend gefährdet. Immer häufiger kommt es zu starken Bodenbeanspruchungen, die Änderungen der ursprünglich günstigen, bodenphysikalischen Kennwerte zur Folge haben. Im vorliegenden Merkblatt werden zunächst aus den theoretischen Grundlagen der landwirtschaftlich-verfahrenstechnischen und der bodenkundlichen Forschung Ziele abgeleitet, an denen sich eine bodenschonende Bewirtschaftungsweise zur Vermeidung von Schadverdichtungen orientieren sollte. Es ist zu beachten, dass sich nicht jede mechanische Belastung eines Bodens schädigend auswirkt. Erst wenn die Bodenstabilität, bei ökologisch günstigen bodenphysikalischen Kennwerten (vgl. Tabelle 1 des DVWK-Merkblattes 235/1997), durch die aktuelle mechanische Belastung überschritten wird, kommt es zu einer Bodendeformation. Tritt dabei eine plastische Verformung (Verdichtung, Geflügelzerstörung) auf, kommt es zu einer Bodenbeanspruchung, die durch eine Änderung der bodenphysikalischen Kennwerte gekennzeichnet ist und sich besonders negativ bermerkbar macht, wenn sie bis in den Unterboden reicht. In Anlehnung an das DVWK-Merkblatt 234/1995, wird deshalb ein Verfahren zur Ermittlung von Richtwerten zum Schutz des Unterbodens vorgeschlagen. Dieses Verfahren ermöglicht die Berechnung von maximal zulässigen Belastungswerten an der Bodenoberfläche in Abhängigkeit von der Stabilität des Unterbodens. Die aktuellen Unterbodenstabilitäten (Vorbelastungen) sind anhand multipler Regressionsgleichungen abschätzbar. Somit kann das Verfahren zur Abschätzung von Gefährdungspotenzialen der Bodenverdichtung eingesetzt werden. Bei Vorlage bodenkundlich exakt definierter Standortverhältnisse, z.B. auf der Ebene der Hofbodenkarten, kann das Verfahren bei Berücksichtigung der aktuellen Bodenfeuchteverhältnisse auch als aktuelle Entscheidungshilfe für die Planung von Bewirtschaftungsmaßnahmen herangezogen werden. Es setzt allerdings bodenkundlichen Sachverstand voraus. Abschließend werden Empfehlungen zur Minderung der Belastung bei der Bewirtschaftung von Böden gegeben und mögliche Maßnahmen zu deren praktischer Umsetzung in der Landwirtschaft zusammengestellt. Zwei Wege führen zu einer nachhaltigen Landbewirtschaftung im Hinblick auf eine größtmögliche Bodenschonung: Einerseits sind dies Maßnahmen zur Reduzierung der Belastung und andererseits Maßnahmen, die die Bodenstabilität und damit die Belastbarkeit oder die Tragfähigkeit des Bodens, bei voller ökologischer Funktionsfähigkeit der Bodenmatrix, erhöhen. Zu letzteren gehören pflanzenbauliche und produktionstechnische Maßnahmen, weil Wachstum und Ertrag des Kulturpflanzenbestandes mit den Bodeneigenschaften in Wechselwirkung stehen. Maßnahmen zur Erhöhung der Bodenstabilität ergeben sich deshalb auch jenseits der Bodenbearbeitung, wobei der Wahl des Nutzungssystems, der Fruchtfolgegestaltung und der Produktionstechnik große Bedeutung zukommt. Weiterhin ist der Belastungszeitpunkt wichtig. Der Boden sollte nur in Zeitspannen belastet werden, in denen die herrschende Wasserspannung eine für die Belastung ausreichende Bodenstabilität zulässt.