Standardsignatur
Titel
Wasserstands- und Abflussvorhersagen für den Rhein
Verfasser
Erscheinungsjahr
2002
Seiten
S. 199-205
Illustrationen
9 Lit. Ang.
Material
Unselbständiges Werk
Datensatznummer
200092776
Quelle
Wasser, Energie, Luft 2002 ; 94(7/8), S. 199-205
Abstract
Seit über 15 Jahren betreibt die Landeshydrologie (LH) des Bundesamtes für Wasser und Geologie (BWG) hydrolgische Vorhersagemodelle für das alpine Einzugsgebiet des Rheins bei Rheinfelden. Ihre erste Erfahrungen gewann sie mit einem statistischen Verfahren. Heute arbeitet sie unter Verwendung der Daten von numerischen Wettervorhersagemodellen mit dem konzeptionellen Niederschlag-Abfluss-Modell HBV3-ETHZ. Zudem wird zurzeit in Zusammenarbeit mit dem Institut für Inland Water Management and Waste Water Treatment (RIZA, NL) ein neues Vorhersagesystem entwickelt. Wegen seiner Komplexität bietet der Alpenraum den Forschenden der Disziplinen Meteorologie und Hydrologie interessante Herausforderungen für die Entwicklung von Vorhersagemodellen. Bedingt durch die eher kleinräumige und steile Topografie sind die Meteorologen gefordert, numerische Wettervorhersagemodelle zu entwickeln, die sowohl die grossskaligen Zirkulationen wie auch die z.T. sehr lokalen Phänomene erfassen und für beide Skalen die Ereignisse räumlich und zeitlich präzise voraussagen. Für die Hydrologen und Hydrologinnen bedeutet es, bei der Entwicklung ihrer Modelle und vor allem im operationellen Betrieb zu beachten, dass die Gewässer der kleinen steilen Einzugsgebiete der Gebirge wegen der geringen Speicherkapazität des Bodens insbesondere auf Niederschläge äusserst sensitiv reagieren. Die Verzögerung des Pegelanstiegs auf den Niederschlag ist kurz. Es gilt daher, sowohl die steilen Pegelanstiege wie auch die scharfen Hochwasserspitzen zu erfassen und exakt vorherzusagen. Für beide Disziplinen bieten die Wintermonate im schweizerischen Mittelland eine weitere Herausforderung. Unter dem Einfluss einer Warmfront, verbunden mit ergiebigen Niederschlägen, kann die Schneedecke innert kurzer Zeit abschmelzen. Um den Ablauf eines solchen Ereignisses hydrologisch präzise vorherzusagen, ist es entscheidend, exakte Vorhersagen der Lufttemperatur, der Nullgradgrenze und der Niederschlagsmenge zur Verfügung zu haben. Wegen dieser Kopplung zwischen Hydrologie und Meteorologie, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Disziplinen gefordert. Besonderes Interesse liegt bei der Weiterentwicklung der numerischen Wettervorhersagemodelle und der Verbesserung der Niederschlagsmessung (Niederschlagsradar). Nebst den natürlichen Gegebenheiten muss ein hydrologisches Vorhersagesystem für den alpinen Raum auch die menschlichen Einflüsse berücksichtigen. Zu erwähnen sind dazu die Bewirtschaftung der Wasserressourcen sowie die Regulierung des Wasserstandes der Alpenrandseen. Gelingt es, gemeinsam mit der Forschung, all diese Merkmale des Alpenraums in ein operationelles hydrologisches Vorhersagesystem für das Einzugsgebiet des Rheins zu packen und damit zufrieden stellende Resultate zu erzielen, öffnet sich die Perspektive, solche Systeme auch für die schweizerischen Flussgebiete der Alpensüdseite zu entwickeln.